Sportschützen im marathon-Modus

Die Ligasaison vom Rheinischen Schützenbund ausgesetzt, die Stadtmeisterschaft wortlos unter den Tisch gefallen, die Kreismeisterschaften abgesagt – letzteres allerdings wegen Sanierungen in der Schießanlagen im Moerser Henri-Guidet-Zentrum. Als 100 Prozent kontaktlos, mit problemlosem Abstandhalten und gesetzlich ohnehin vorgeschriebenen leistungsstarken Belüftungen auf den Sportanlagen erweist sich der Schießsport als ausgesprochen corona-tauglich. Der Wettkampfbetrieb allerdings liegt aktuell brach.

Wenn der Vergleich mit Sportlern anderer Vereine nicht möglich ist, dann muss die Herausforderung im Sport selbst gesteigert werden. Das war die Idee hinter dem 100-Schuss-Herbstmarathon, den der BSV Rheinhausen-Bergheim für seine Mitglieder ausgerufen hat. Im Oktober und November stellen die Sportschützen sich einem ehrgeizigen Programm von bis zu drei Durchgängen mit je 100 Schuss in den Disziplinengruppen Gewehr, Pistole oder Gewehr Auflage.

Dazu ist zu wissen: Für gewöhnlich hat ein Wettkampfdurchgang im Schießsport je nach Disziplin 30, 40 oder 60 Schuss. 100-Schuss-Wettbewerbe als Sonderveranstaltungen werden meist mit Luftgewehr oder Luftpistole ausgetragen, etwa der traditionsreiche 100-Schuss-Pokal des Schützenvereins Jan Hofer in Essen, der Schützen aus dem gesamten Rhein-Ruhr-Gebiet anzieht und stets schon nach kürzester Zeit ausgebucht ist.

Das Marathon-Programm des BSV dagegen deckt die ganze Bandbreite der Disziplinen des Vereins ab. Gewehrschützen treten nicht nur im Luftgewehr, sondern auch im Kleinkaliber Gewehr über 50 Meter und 100 Meter (auf der 50-Meter-Bahn an der Krefelder Straße auf entsprechend verkleinerte Scheiben) an, Senioren analog in den Gewehr-Auflage-Disziplinen. Für Pistolenschützen stehen neben der Luftpistole die Sportpistole im Präzisionsmodus (20 5er-Serien in je 5 Minuten) und die Freie Pistole auf dem Programm.

Für die Schützen bedeutet das, je nach persönlichem Tempo und Rhythmus, bis zu 1,5 Stunden volle Konzentration und Ausdauer, denn die zwischen zwei (Luftpistole) und fünf (KK-Sportgewehr) Kilo schweren Sportgeräte wollen für jeden Schuss einzeln angehoben werden. Das Einteilen der Kräfte gehört also mit dazu – Marathon eben – um für die bei gleichen Ergebnissen ausschlaggebende letzte Serie noch einmal volle Leistung zu bringen.

Die Resonanz bei den Sportlern war bis Ende Oktober jedenfalls mehr als zufriedenstellend, allen voran bei den Senioren. Hier findet sich mit Ingo Meskendahl auch der erste, der den kompletten Marathon aus drei Disziplinen abgeschlossen hat, mit einem Gesamtergebnis von 2905 von 3000 Ringen und einem Schnitt von 986,3. Nur Harald Breuer liegt bei den Senioren mit 985,5 noch davor, ihm fehlt aber noch ein Ergebnis. Und auch die Gewehr- und Pistolenschützen gehen zunehmende an den Start. Immerhin habe sie auch noch den ganzen November Zeit.